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Wie ungesund sind Chips?

 

 

Als Beispiel liegt mir eine Tüte Chips, ungarisch, vor, 175 g. Die Tüte Chips enthält pflanzliche Lebensmittel; sie ist folglich vegetarisch, wenn nicht sogar vegan. Die Kartoffeln kommen ausschließlich von ausgesuchten Vertragsbauern. Auf der Packung wird außerdem angegeben: „Wir verwenden hauptsächlich Kartoffeln aus Deutschland. Wir verzichten auf geschmacksverstärkende Zusatzstoffe“. Der Inhalt der Tüte Chips ist glutenfrei und für Vegetarier geeignet. Ein tolles Produkt, oder?

 

Werfen wir einen Blick auf die Inhaltsstoffe:

 

Zutaten:

 

Kartoffeln, Sonnenblumenöl, Aroma, Speisesalz, Hefeextrakt (enthält GERSTE), Paprikapulver, Zucker, Zwiebelpulver, Knoblauchpulver, Farbstoff (Paprikaextrakt), Raucharoma, Gewürzextrakte.

 

Kartoffeln sind sehr gesund, sie liefern Eiweiß, Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Kalium, Magnesium, Phosphor, Vitamin B1, B2, B6, Folat (natürliche Folsäure), Vitamin C, Beta Carotin und andere Nährstoffe. Von Natur aus liefern sie überhaupt kein Fett. Sie sind also so gesund wie Karotten, rote Beete und Wirsing von denen es mittlerweile auch Chips gibt. Wie gesund bzw. ungesund ist nun eine Tüte Chips?

 

Um das zu beantworten, werfen wir einen Blick auf die durchschnittlichen Nährwerte pro 100 g an:

 

Zugrunde gelegt ist eine Tüte „Chips, ungarisch“, Inhalt 175 g:

 

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RI* = Referenzmenge für einen durchschnittlichen Erwachsenen (8400kJ/2000kcal). Die individuellen Nährstoffbedürfnisse können höher oder niedriger sein, abhängig von körperlicher Aktivität und anderen

Faktoren. 1Durchschnittliche Portion. Diese Packung enthält ca. 6 Portionen. Eine Portion = 30 g.

 

Ich übersetze:

 

RI* = Referenzmenge für einen durchschnittlichen Erwachsenen

(8400kJ/2000kcal).

 

Ein gesunder, erwachsener Mensch mit überwiegend sitzender Tätigkeit und geringer körperlicher Aktivität hat einen Energiebedarf von rund 2000 kcal. Der tatsächliche Energiebedarf variiert je nach Alter, Geschlecht und körperlicher Aktivität. Man nimmt einen Mittelwert an, damit man für eine Portion die Angabe von Nährstoffen und Kalorien berechnen kann.

 

Durchschnittliche Nährwerte

 

Schaut man sich die auf der Packung angegebenen durchschnittlichen Nährwerte an, so listet die zweite Spalte die enthaltene Energie, Fett, Kohlenhydrate, Eiweiß und Salz in 100 g Lebensmittel, in dem Fall 100 g Chips, auf. Die dritte Spalte gibt dieselben Werte für 30 g an. Diese 30 g stehen für eine Portion. Die vierte und letzte Spalte zeigt an wie viel eine Portion, also 30 g, den täglichen Bedarf an Energie, Kohlenhydraten, Eiweiß und Salz abdeckt. Die Prozentangabe zeigt also, wie viel in Prozent ein Nährwert, z.B. Fett, Salz oder auch Energie, den täglichen Bedarf von einer Portion deckt. So liefert eine Portion Chips (30 g) 14 % der täglich empfohlenen Menge an Fett. Eine Portion Chips deckt bereits 8 % an Salz, die ein gesunder, erwachsener Mensch täglich zu sich nehmen sollte und sie zeigt, dass eine Portion Chips (30 g) 8 % der täglichen Gesamtenergie liefert.

 

Kalorien (kcal):

 

100 g Chips, ungarisch enthalten 530 kcal. Die Referenzmenge eines gesunden, durchschnittlichen, erwachsenen Menschen, wissen wir jetzt, beträgt 2000 kcal pro Tag. 100 g Chips dieser Tüte liefern bereits ein Viertel der täglich benötigten Energie. Setzt man sich am Abend vor den Fernseher, mit der Tüte Chips und isst sie komplett auf, hat man 175 g Chips zu sich genommen. 175 g Chips entsprechen 927,5 kcal; kommt ein Glas Bier oder Wein hinzu, hat man rund die Hälfte der täglich benötigten Kalorien in kurzer Zeit am Abend zu sich genommen…..

 

Für Frühstück, Mittagessen und Abendessen bleiben nur noch 1000 kcal übrig. Das ist sehr wenig, ganz besonders im Hinblick auf die täglich benötigten Wirkstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe) sowie Nährstoffe (Eiweiß, Kohlenhydrate und gesunde Fette wie z.B. Omega-3-Fettsäuren).

 

Wieso haben Chips so viele Kalorien?

 

Das verrät uns die Packung auch: 100 g Chips ungarisch enthalten 33 g Fett. Wie hoch ist die täglich zu empfehlende Fettzufuhr? Sie liegt bei 60 g bis 80 g Fett pro Tag. Wie viel Fett enthält die ganze Packung? 175 g liefern 57,75 g Fett. Eine ganze Tüte Chips liefert also so gut wie die gesamte Fettzufuhr für einen Tag. Fett liefert am meisten Kalorien, 1 g Fett enthält 9,3 kcal. Zum Vergleich 1 EL Öl entspricht rund 10 g; ein EL Öl zum Anbraten oder für den Salat liefert also bereits 93 kcal.

 

Werfen wir nochmal einen Blick auf die Zutaten: An zweiter Stelle wird Sonnenblumenöl genannt. Sonnenblumenöl ist also die zweit größte Menge, die man mit den Chips zu sich nimmt. Kartoffeln wird an erster Stelle genannt, Kartoffeln sind folglich am meisten in der Tüte Chips enthalten, gefolgt von Fett, dem Sonnenblumenöl, anschließend folgen Aroma und Speisesalz. Damit kommen wir zum Salzgehalt der Chips:

 

Werfen wir einen Blick auf den Salzgehalt

 

100 g Chips ungarisch enthalten 1,6 g Salz, mit der ganzen Tüte kommt man auf 2,8 g. Pro Tag sollten es maximal 6 g Kochsalz sein; auch hier kommen wir also auf rund die Hälfte der täglichen Salzmenge, die wir höchstens konsumieren sollten, sofern man die ganze Tüte Chips verdrückt.

 

Warum sollte die Salzmenge begrenzt werden? Warum ist zu viel Salz schlecht?

 

Unser Körper benötigt Salz, allerdings nur in moderaten Mengen. Ein deutlich erhöhter Salzkonsum fördert die Entstehung von

 

- Bluthochdruck

- als Folge von Bluthochdruck steigt das Risiko an Schlaganfall und

- das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

 

Sonnenblumenöl

 

Sonnenblumenöl hat ein schlechtes Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren Verhältnis. Idealerweise sollte das Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren Verhältnis bei 5 : 1 liegen. Sonnenblumenöl hat ein Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren Verhältnis von 251 : 1. Rapsöl, Olivenöl, Walnussöl und Leinöl haben ein fast ideales Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren Muster: bei Rapsöl ist das Verhältnis 2 : 1, bei Olivenöl beträgt es 9 : 1, bei Walnussöl liegt es bei 4 : 1 und bei Leinöl ist es bei 1 : 4.

 

Acrylamid

 

Chips enthalten erhöhte Acrylamid-Werte. Untersuchungen zeigen, dass bereits ab einer Temperatur von 120 Grad Celsius aus Stärke und Zucker und der Aminosäure Asparagin Acrylamid entsteht. Der Stoff bildet sich, wenn stärkehaltige Nahrungsmittel bei hohen Temperaturen frittiert, gegrillt, gebraten oder gebacken werden. Chips enthalten Acrylamid, eine tägliche Portion Chips kann das Krebs Risiko um 50 % erhöhen.

 

Quelle:

https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/ernaehrungsformen/ungesunde-ernaehrung/acrylamid-ia

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/acrylamid-problematischer-stoff-in-lebensmitteln-13879

 

 

Fazit

 

Die Tüte Chips enthält zu viele Kalorien, zu viel Fett und zu viel Salz. Darüber hinaus wird ein pflanzliches Fett mit einem ungünstigen Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren Verhältnis verwendet und Chips enthalten Acrylamid.

 

Chips zählen zu den stark verarbeiteten Lebensmitteln; solche haben oft einen sehr hohen Fett-, Salz- und Zuckergehalt. Auf der einen Seite liefern sie wenig wertvolle Wirkstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Auf der anderen Seite enthalten Chips zu viel Fett und zu viel Salz; die Energiedichte ist entsprechend hoch. Chips enthalten Acrylamid, welches das Risiko an Krebs zu erkranken erhöht. Stark verarbeitete Lebensmittel haben oft eine hohe Energiedichte, aber eine niedrige Nährstoffdichte. Als solche ist die Tüte Chips an der Spitze der Ernährungspyramide zu finden. Sie ist nicht verboten, Chips sollten aber nach Möglichkeit in geringen Mengen und nur sehr selten verzehrt werden.

Die Aufgabe von Food-Designer ist, so lange an einem Produkt – in dem Fall Kartoffel-Chips, herum zu tüfteln, bis sie würzig, salzig und so unwiderstehlich gut schmecken, dass man gar nicht aufhören kann. Nach jedem auf die Zunge gelegten Chips sammelt sich Speichel und die gesamten Geschmacksexplosionen erfüllen den Mund. Da greift man gerne zum nächsten Chips, denn das Erlebnis war zu gut. Einfach unwiderstehlich, ist doch so, oder? Und ganz klar, sie schmecken sagenhaft gut, so gut, dass man gar nicht aufhören kann; denn das ist gewollt. Es geht also nicht darum, ein „gesundes“ Produkt zu vermarkten, es geht darum möglichst viel und oft davon zu verkaufen.

 

Karotten- bzw. Möhren-Chips, rote Beete- oder Wirsing-Chips werden übrigens nach demselben Herstellungsverfahren produziert.

 

Kartoffeln sind gesund, sehr sogar; aber nicht als Chips.

 

Salzkartoffeln, Pellkartoffeln, Kartoffeln in Gnocchis und Ofenkartoffeln sind definitiv die gesündere Alternative.

 

Gesündere Kartoffel-Chips (auch weil die Menge geringer ist) kann man übrigens selber machen – sie werden auch knusprig und köstlich:

 

Rezept für Backofen Chips:

 

Zutaten für rund 33 g Kartoffel-Chips

 

 

1 große festkochende Kartoffel, ca. 175 g

1 EL raffiniertes Rapsöl

eine Prise Salz

 

Außerdem:

 

Hobel

Schüssel

Küchenpapier

Backblech

Backpapier

 

Zubereitung:

 

1. Backofen auf 180 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen.

2. Eine große, festkochende Kartoffeln (rund 175 g) waschen, schälen und die Kartoffel direkt in eine Schüssel in dünne Scheiben hobeln.

3. Kartoffelscheiben einlagig auf Küchenpapier legen, mit Küchenpapier bedecken und trocken „tupfen“.

4.Die Kartoffelscheiben zurück in die ausgewischte, trockene Schüssel geben und mit 1 EL raffiniertes Rapsöl vermischen.

5. Kartoffeln einlagig!!! auf das Backpapier verteilen, auf die zweit-oberste Leiste in den vorgeheizten Backofen schieben und für rund 15 Minuten im Backofen backen. Den Farb-Grad genau beobachten, der Backofen wird ausgeschaltet, sobald sie gold-gelb aussehen. Braun sollten die Chips auf keinen Fall werden. Die Zeiten variieren je nach Backofen.

6. Backofentür öffnen und auf dem Backblech auskühlen lassen, anschließend mit einer Prise Salz würzen, ganz nach Geschmack auch gerne mit Paprikapulver oder anderen Gewürzen mischen. Während des Abkühlens werden sie knusprig. Sie dunkeln auch noch etwas auf dem Backblech nach, also lieber etwas früher den Backofen ausschalten.

 

Tipp:

Warum sollten die Kartoffel-Chips nicht braun werden? Wenn Kartoffel-Chips zu dunkel, bzw. braun werden, steigt der Acrylamid-Gehalt. Acrylamid kann gesundheitliche Schäden verursachen; es steht in Verbindung mit einem erhöhten Krebsrisiko. Eine tägliche Portion Chips kann das Krebs Risiko um 50 % erhöhen. Acrylamid bildet sich, wenn stärkehaltige Nahrungsmittel bei hohen Temperaturen frittiert, gegrillt, gebraten oder gebacken werden.

 

Rezept für Heißluft-Fritteuse Chips:

 

Zutaten für rund 46 g Kartoffel-Chips:

1 große festkochende Kartoffel, ca. 140 g

1 EL raffiniertes Rapsöl

eine Prise Salz

 

Außerdem:

 

Heißluft-Fritteuse

Hobel

Schüssel

Küchenpapier

 

Zubereitung:

 

1. Eine festkochende Kartoffeln (rund 140 g) waschen, schälen und die Kartoffel in dünne Scheiben hobeln, am besten gleich in eine Schüssel hobeln.

2. Die Scheiben gut trocknen: Kartoffelscheiben einlagig auf Küchenpapier legen, mit Küchenpapier bedecken und trocken „tupfen“.

3. Die Kartoffelscheiben zurück in die ausgewischte, trockene Schüssel geben und mit 1 EL raffiniertes Rapsöl vermischen.

4. Die Scheiben in die Heißluft-Fritteuse legen. Temperatur auf 180 Grad einstellen und 6 Minuten garen.

5. Inhalt schütteln oder umrühren und für weitere 6 Minuten garen, bis die Kartoffelchips goldgelb gebacken sind, gegebenenfalls nochmal kurz schütteln und erneut in der Heißluft-Fritteuse kurz garen. Sie sollten nicht braun werden, dunkle Stellen abschneiden.

6. Herausnehmen, abkühlen lassen und mit einer Prise Salz würzen.

 

Ganz nach Geschmack kann Paprikapulver oder andere Gewürze verwendet werden. Bitte immer ganz vorsichtig und mit sehr wenig Salz würzen, wir wollen ja nicht dieselbe Salzmenge wie in der gekauften Chips-Tüte erreichen.

 

Hier gilt derselbe Tipp zu Acrylamid:

Warum sollten die Kartoffel-Chips nicht braun werden? Wenn Kartoffel-Chips zu dunkel, bzw. braun werden, steigt der Acrylamid-Gehalt. Acrylamid kann gesundheitliche Schäden verursachen; es steht in Verbindung mit einem erhöhten Krebsrisiko. Eine tägliche Portion Chips kann das Krebs Risiko um 50 % erhöhen. Acrylamid bildet sich, wenn stärkehaltige Nahrungsmittel bei hohen Temperaturen frittiert, gegrillt, gebraten oder gebacken werden.

 

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